Fernsehfriedhof

Der Fernsehfriedhof: Ingo Appelts Skandal-Show

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Quotenmeter.de erinnert an all die Fernsehformate, die längst im Schleier der Vergessenheit untergegangen sind. Folge 78: Babies als Fußbälle und das Trinken von roter Tamponflüssigkeit.

Liebe Fernsehgemeinde, heute gedenken wir des Beweises dafür, dass nicht jeder Tabubruch auch hohe Einschaltquoten bringt.

«Die Ingo Appelt Show» wurde am 03. Januar 2000 bei ProSieben geboren und entstand, als sich der Comedian dank seiner Stand-Up-Auftritte bei «RTL Samstag Nacht», «7 Tage, 7 Köpfe» oder im «Quatsch Comedy Club» auf dem Höhepunkt seiner Bekanntheit befand. Diese erreichte er vor allem durch seine provokante Art und die fortwährende Wiederholung des Wortes „F****en“. Letzteres reizte er derart aus, dass er den Begriff auf ein goldenes Schild drucken ließ und dieses bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit in die Kamera hielt. Der Sender ProSieben war es, der sich traute, dem damaligen Superstar der Comedy eine eigene Sendung zu geben.

Die Show war dann eine Mischung aus Stand-Up-Nummern, Studioaktionen und Einspielfilmen. Als Studiodekoration entschieden sich die Macher für eine längliche, in den Raum ragende Bühne, an deren Rand das Publikum nach Geschlechtern getrennt saß. Dass die Sendung provozierend werden würde, war von vornherein klar. Daher entschied sich ProSieben auch zunächst nur einen einmaligen Piloten zu produzieren, der im Januar 2000 ausgestrahlt wurde. Dieser wurde vom Publikum positiv angenommen und erhielt sogar Nominierungen für die Goldene Rose von Montreux und den Grimme-Preis. Folglich schickte der Sender das Format ab 14. September 2000 donnerstags um 22.15 Uhr wöchentlich auf Sendung. Geplant waren zunächst 13 Ausgaben.

Die regelmäßige Ausstrahlung wurde allerdings kein großer Erfolg mehr. Zudem machte die Sendung wegen der größer werdenden Geschmacklosigkeiten immer mehr Schlagzeilen. Was mit dem Auswringen von Tampons und dem Trinken der rotgefärbten Flüssigkeit begann, gipfelte in einem Torwandschießen mit Kinderpuppen. Diese sollten echte Neugeborene darstellen und das frische Baby von Franz Beckenbauer satirisch überspitzen. Mit dieser Aktion überspannte Appelt den Bogen. Nach großen Protesten und ohne hohe Einschaltquoten als Rettungsanker entschied sich ProSieben die Sendung vorzeitig abzusetzen.

«Die Ingo Appelt Show» wurde am 23. November 2000 beerdigt und erreichte ein Alter von elf Folgen plus Pilot. Die Show hinterließ den Komiker Ingo Appelt, der sich nach diesem Karrieredämpfer wieder mehr auf seine Tourneen konzentrierte. Im Jahr 2006 feierte er sein TV-Comeback neben Carolin Kebekus als Moderator der neuen «Freitag Nacht News», die jedoch nach rund einem Vierteljahr ebenfalls eingestellt wurden.

Möge die Show in Frieden ruhen!

Die nächste Ausgabe des Fernsehfriedhofs erscheint am kommenden Donnerstag und widmet sich dann dem großen Diäten-Flop.

Kurz-URL: qmde.de/40686
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