Sonntagsfragen

Sonntagsfragen an Zeljko Karajica

von
Der DSF-Chef nahm im exklusiven Quotenmeter.de-Interview Stellung zu den Plänen, den Sportsender in Sport1 umzubenennen. Welche Rolle spielen das schlechte Image des Senders und Schmähbanner in den Stadien?

Herr Karajica, bevor wir über das neue Sportfernsehen im Jahr 2010 sprechen, lassen Sie uns über das DSF 2009 reden. Welche Dinge würden Sie in die Spalte mit einem "Plus" eintragen?
Da gibt es einige Punkte. So konnten wir uns in diesem Jahr umfangreiche Live-Rechte sichern – unter anderem für die Handball- und die Basketball-Bundesliga. Darüber hinaus auch die erfolgreiche Entwicklung unserer etablierten Fußballformate «Bundesliga Aktuell» oder «Doppelpass» – letzterer mit Marktanteilen von bis zu 15 Prozent in der Zielgruppe Männer 14 bis 49 Jahre. Diese Sendungen haben bei den Zuschauern einen Stammplatz. Starke Reichweiten hatten wir dieses Jahr auch beim FIFA Confederations Cup. Das Finale zwischen Brasilien und den USA haben bis zu 2,1 Millionen Zuschauer in der Spitze und 1,2 Mio. im Durchschnitt verfolgt. Aber auch mit dem Zuschauerinteresse an anderen Sportarten waren wir sehr zufrieden. Beim Wimbledon-Finale zwischen Rogerer Federer und Andy Roddick hatten wir zum Beispiel bis zu 1,7 Millionen Zuschauer. Und auch die Übertragungen vom Moto-GP haben mit Spitzenwerten von bis zu einer Million Zuschauern und Marktanteilen von bis zu 6,8 Prozent in der Kernzielgruppe starke Werte.

Und womit würden Sie die Spalte, über der ein "Minus" steht, füllen?
Natürlich gibt es auch einzelne Programminhalte, die wir laufend verbessern wollen. Hier folgen wir einer hehren Maxime: Erst intern besprechen und optimieren – und dann mit dem verbesserten Produkt On Air gehen.

Wie zufrieden sind Sie denn mit den Hand- und Basketballübertragungen?
Zunächst möchte ich noch einmal betonen, dass es für uns wirklich ein Erfolg ist, mit der HBL und der BBL zwei weitere starke nationale Ligen bei uns im Programm zu haben. Im Hinblick auf die Übertragungen aus der Basketball-Bundesliga haben die Reichweiten natürlich noch nicht das Niveau erreicht, das wir mittel- bis langfristig anvisieren. Das liegt vor allem daran, dass der Vertrag erst kurz vor Saisonbeginn geschlossen wurde und die Sendeplätze noch nicht „gelernt“ sind. Die Handball-Übertragungen hingegen weisen eine sehr erfreuliche Quotenentwicklung auf und sind für uns ein absolutes Top-Produkt.

Ab Januar wird aus dem DSF also Sport1. Was hat Sie zu diesem Schritt bewogen?
Mit der Einführung von SPORT1 als neuer Dachmarke für den Fernsehsender und das Online-Portal tragen wir dem Zusammenwachsen der Online- und TV-Märkte Rechnung. Mit dieser Strategie verfolgen wir insbesondere zwei Ziele: Zum einen wollen wir die TV-Marktanteile steigern und zum anderen die starke Position von Sport1.de untermauern.

Mit unserer Programmoffensive stärken wir nachhaltig unsere Positionierung als Sportsender, um so unsere Reichweiten festigen und ausbauen zu können. Auf diese Weise schaffen wir langfristig attraktive Werbeumfelder für Werbungtreibende und Sponsoren.

Wie sind Sie – und vor allem Ihre Mitarbeiter – eigentlich mit der gelegentlichen Fan-Feindlichkeit gegenüber dem DSF umgegangen. In einigen Zweitligastadien, St. Pauli beispielsweise, gab es massenhaft Schilder mit dem Aufdruck "Scheiß DSF".
Die erwähnten Anfeindungen einzelner Fans in dieser Ausprägung sind mir unverständlich, denn das DSF ist nicht für die Ansetzungen der Partien verantwortlich. Nachvollziehen kann ich die Vorbehalte gegen eine Spielansetzung am Montagabend aus Sicht der Fans der jeweiligen Gastmannschaften, da sie zum Teil lange Auswärtsfahrten auf sich nehmen, um ihr Team zu unterstützen. Auf der anderen Seite zeigen die Einschaltquoten, dass die Zuschauer die wöchentlichen Live-Übertragungen der 2. Liga im Free-TV zu schätzen wissen. Das Montagsspiel ist bei den Fans vor dem Fernseher seit Jahren etabliert und beliebt.

Können Sie diese Fanmeinung, zumindest ansatzweise, nachvollziehen. Bemängelt wurde die viele Werbung, Gewinnspieleinblendungen während der Spiele...
Wir sind zuerst einmal sehr froh, ein solches Produkt beim DSF zeigen zu können. Das DSF hat das Live-Spiel am Montagabend zu einer festen Größe im TV-Markt gemacht. Nur wir berichten in dieser Ausführlichkeit über die Bundesliga und die 2. Bundesliga. Dabei halten wir unsere Zuschauer nicht nur an den Spieltags-Wochenenden auf dem Laufenden, sondern auch unter der Woche mit unseren täglichen Nachrichten-Formaten «Bundesliga Aktuell» und «DSF Aktuell». Eines ist aber auch klar: Als privater und frei-empfangbarer Sender sind wir auf die Werbe- und Sponsoring-Einnahmen angewiesen, um Ausstrahlungsrechte wie zum Beispiel für die Bundesliga finanzieren zu können.

Was ändert sich denn ab Januar? Es war die Rede, dass Sie auf Erotik in der Nacht verzichten wollen.
Die Umsetzung der Einmarkenstrategie mit SPORT1 ist mit zahlreichen Neuerungen im Programmportfolio verbunden: So sind wir durch unsere Live-Ausstrahlungsrechte, unter anderem für die Basketball- und Handball-Bundesliga, in der Lage, unseren Zuschauern im kommenden Jahr über 1.100 Stunden Live-Sport anzubieten. Das entspricht einer Steigerung von über zehn Prozent im Vergleich zu 2009. Neben den Live-Ausstrahlungen werden wir auch das News-Angebot ausdehnen – und zwar durch einen starken Fokus auf den Fußball und neue Formate. Zu Ihrer Frage nach der Nachtschiene: Richtig ist, dass zunächst nur die Erotik-Call-In-Schiene ab 23:00 Uhr wegfallen wird – Erotik wird es bei uns folglich nur noch nach Mitternacht geben. Die Erotik-Schiene im Nachtprogramm können wir allerdings erst umstellen, wenn wir stattdessen ein adäquates Programm platzieren können.

Ein Fragezeichen steht hinter den Call-In-Sendungen, die dem DSF einen miesen Ruf verpasst haben. Wird es diese bei Sport 1 auch geben?
Im Hinblick auf das Image unterstreicht der Wegfall der Erotik-Call-in-Schiene um 23:00 Uhr klar unsere Sportfokussierung. Das Sport-Quiz am Nachmittag wird aber erst einmal beibehalten. Bei aktuellen Anlässen könnte das Format allerdings verstärkt zugunsten der Berichterstattung zu aktuellen Ereignissen ersetzt werden. So haben wir letzten Montag im Rahmen einer einstündigen Sondersendung von «DSF Aktuell» die DFB-Pressekonferenz zum neuen Fußball-Wettskandal live übertragen.

Sie haben mehr als zehn neue Formate angekündigt. Welche werden das sein?
Mit der Etablierung neuer Motormagazine, Dokumentationsreihen und Sport-Entertainment-Formate fokussieren wir in noch größerem Maße unsere Kernzielgruppe Männer 14 bis 49 Jahre. Darüber hinaus entwickeln wir aktuell mehrere Fußballformate mit einem Volumen von insgesamt über 100 Programmstunden. Darunter befinden sich beispielsweise auch Formate, die die Fußball-Bundesliga begleiten – traditionell einer unserer Programmschwerpunkte.

Sie wollen die Berichterstattung rund um den Fußball ausbauen. Hat das Auswirkungen auf «Bundesliga Aktuell»?
Ja, neben den neuen Formaten werden wir die bestehenden Nachrichtenschienen – darunter neben «Bundesliga Aktuell» auch «DSF Aktuell» – sowohl inhaltlich als auch vom Umfang her ausbauen. Hier werden wir die News-Sendeflächen im nächsten Jahr um 30 bis 50 Stunden ausdehnen. Auf diese Weise wollen wir in noch stärkerem Maße eigene Themenschwerpunkte und Akzente zu setzen.

Planen Sie den Erwerb weiterer Sportrechte? Was wäre da für Sie interessant?
Unser Rechteportfolio ist bereits jetzt sehr attraktiv: Mit der Fußball-Bundesliga, der Handball und Basketball Bundesliga, dem Moto-GP sowie Rechten an den Eishockey- und BasketballWeltmeisterschaften besitzen wir hochklassige Rechte. Nicht zu vergessen unsere Nachverwertungsrechte für die die englische Premier League und die Formel 1. Aber natürlich halten wir trotzdem permanent nach Rechten Ausschau, mit denen wir unser Senderprofil weiter stärken können.

Können Sie schon etwas zum neuen Logo oder Claim sagen?
Logo und Claim werden in Kürze vorgestellt – dem will ich an dieser Stelle nicht vorgreifen. Im Vorfeld der Marken-Einführung von SPORT1 werden wir eine entsprechende crossmediale Kampagne starten, um die Zuschauer und den Werbemarkt rechtzeitig auf die Umstellung von DSF auf SPORT1 vorzubereiten.

Vielen Dank für das Gespräch

Kurz-URL: qmde.de/38720
Teile ich auf...
Kontakt
vorheriger ArtikelEin Herz für die Nischenächster ArtikelPrimetime-Check: Samstag, 28. November 2009

Optionen

Drucken Merken Leserbrief




E-Mail:

Quotenletter   Mo-Fr, 10 Uhr

Abendausgabe   Mo-Fr, 16 Uhr

Datenschutz-Info

Letzte Meldungen

Werbung

Mehr aus diesem Ressort


Jobs » Vollzeit, Teilzeit, Praktika


Surftipp


Surftipps


Werbung