TV-Markt

Der TV-Markt im Juli: Das Erste wendet historische Pleite knapp ab, Kabel Eins überholt ProSieben

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Während sich RTLZWEI und RTL im Juli Marktanteile zurückerkämpfen, fallen ProSieben und Das Erste auf die schwächsten Werte seit langem. Unbeeindruckt zeigt sich das an der Spitze das ZDF - und auch für Sat.1 geht’s mal wieder aufwärts…

Als meistgesehene Sendung im Juli entpuppte sich eine «Tatort»-Wiederholung Anfang des Monats im Ersten, die als einziges TV-Format mehr als acht Millionen Zuschauer erreichte. 8,11 Millionen Krimifans standen für die Münsteraner-Folge mit dem Titel „Schwanensee“ genau genommen zu Buche, die Quote stieg in der Folge auf 26,6 Prozent beim Gesamtpublikum. Rund eine Million Zuschauer weniger erreichte das DFB-Pokalfinale zwischen Leverkusen und Bayern, das sich mit 7,01 Millionen Zuschauern als zweiterfolgreichste Sendung des Monats entpuppte. Bei den 14- bis 49-Jährigen erreichte das Spiel, das am 4. Juli ab 20 Uhr im Ersten lief, mit 2,03 Millionen Zuschauern sogar die Spitzenposition. Kein anderes Fernsehformat begeisterte im Juli sonst mehr als zwei Millionen Jüngere, die «Tagesschau» im Pokalfinal-Umfeld scheiterte an dieser Marke allerdings nur knapp.

Überhaupt werden die Top-Plätze bei den Reichweiten im Juli ausschließlich von Fußball, «Tagesschau» und «Tatort»-Folgen im Ersten belegt, erst auf Platz fünf folgte beim Gesamtpublikum das ZDF mit einer «Nord Nord Mord»-Folge. Diese erreichte an einem Montagabend gut sechs Millionen Zuschauer und mehr als 20 Prozent beim Gesamtpublikum. Als erfolgreichste Sendung, die nicht bei den öffentlich-rechtlichen Sendern zu sehen war, erwies sich derweil das Formel 1-Rennen in Ungarn. An einem Sonntagnachmittag schalteten für dieses rund 4,5 Millionen Zuschauer zu RTL. Beachtlich fielen aber vor allem die Marktanteile des ab 15 Uhr ausgetragenen Rennens aus, mit mehr als 34 Prozent bei allen und in der Zielgruppe sicherte der Motorsport den Kölnern die höchsten Marktanteile des gesamten Monats. Das Österreich-Rennen hatte es Anfang Juli übrigens auf vergleichbar hohe Reichweiten gebracht.

Und die restlichen Privatsender? Die schafften es im Juli mit keinem einzigen Format auf Reichweiten jenseits der Marke von drei Millionen Zuschauern, selbst an der Zwei-Millionenhürde scheiterten die meisten Sendungen. Am besten schlug sich noch Julia Leischik in Sat.1, die mit «Bitte melde dich» bis zu 2,23 Millionen Zuschauer am Sonntagabend generierte. Den höchsten Marktanteil beim jungen Publikum in der Primetime erreichte der Film «Downsizing» mit 12,1 Prozent. Knapp zwei Millionen Zuschauer sicherten sich bei ProSieben die Sonntags-Blockbuster «Kong: Skull Island» und «The Jungle Book», die damit zu den erfolgreichsten Formaten des Senders gehören. Als erfolgreichste Eigenproduktion bei ProSieben erwies sich «Beauty & The Nerd», das es Anfang Juli auf 13,9 Prozent der Jüngeren brachte.

Kabel Eins fuhr die höchste Reichweite im Juli mit der Ausstrahlung des Films «Der Anschlag» ein, der es in der Primetime auf 1,63 Millionen Zuschauer und 8,7 Prozent in der Zielgruppe brachte. RTLZWEI überzeugte unterdessen vor allem mit seinen Sozialdokus, «Armes Deutschland» schaffte es auf bis zu 1,12 Millionen Gesamtzuschauer, «Harz und herzlich» lief in der Spitze sogar zweistellig. Bei VOX kam bei den 14- bis 49-Jährigen vor allem «Hot oder Schrott» gut an, das bis zu 9,5 Prozent holte. Als Reichweiten-Spitzenreiter bei den Kölnern entpuppte sich hingegen «G.I. Joe: Die Abrechnung», der Film sicherte sich an einem Donnerstag 1,44 Millionen Zuschauer ab drei Jahren.

Alle Zuschauer (Juli 2020)


ALLE ZUSCHAUER (JULI)
10,4
10,8
13,2
13,4
7,7
7,7
2,6
2,6
4,5
5,0
5,9
5,6
3,7
3,8
3,8
3,8
Marktanteile in %  |  Juli 2020 gegenüber Juni 2020

Das Erste fährt im Juli die größten Verluste ein und rutscht nach einem allenfalls durchwachsenen Mai und Juni ab auf völlig enttäuschende 10,4 Prozent Marktanteil. Damit weiß sich der Sender nur knapp über dem Allzeit-Tiefstwert von 10,3 Prozent zu halten, der vor knapp zwei Jahren ermittelt wurde. Im Juli waren es dabei weniger konkrete Problemzonen, die dem Ersten zu schaffen machten, sondern vielmehr eine allgemeine Schwäche. Da es sonntags keine neuen «Tatorte» gab, die zuletzt quotenstarken Talkshows pausierten und auch die Bundesliga Anfang Juli zu Ende gegangen war, fehlten dem Sender schlicht einige großen Quotenanker.

Sehr viel besser ergeht es im Juli dem ZDF, das mit 13,2 Prozent Marktanteil auf hohem Niveau leichte Verluste einfährt (-0,2 Prozentpunkte), die Marktführung aber locker verteidigt. Neben starken Primetime-Programmen profitierten die Mainzer dabei nicht zuletzt von einer weiterhin erfolgreichen Daytime, in der «Bares für Rares» und «Die Rosenheimcops» häufig über 20 Prozent holen. Sechseinhalb Prozentpunkte trennen derweil das drittplatzierte RTL vom erstplatzierten ZDF, der Kölner Privatsender erreicht im Juli 7,7 Prozent und verliert im Vergleich zum schwachen Vormonat immerhin nicht weiter an Boden.

Einen unerwarteten Jahresbestwert fährt derweil Sat.1 ein, das mit 5,9 Prozent (+0,3 Prozentpunkte) so gut wie seit Dezember 2019 nicht mehr dasteht. Woran das liegt? Vermutlich auch daran, dass der Bällchensender entgegen der allgemeinen Tendenz im Juli sehr viel mehr Erstausstrahlungen als andere Sender zeigte. Quotentreiber waren neben den erfolgreichen Serien am Donnerstagabend aber vor allem die Filme am Wochenende - und natürlich Julia Leischik, die am Sonntagvorabend eine starke Marke für Sat.1 bleibt. Am Nachmittag überzeugten beim Bällchensender zudem die Scripted Realitys bei Jung und Alt.

Keine Veränderungen ergeben sich beim Gesamtpublikum für RTLZWEI und Kabel Eins, die unverändert bei 2,6 Prozent (RTLZWEI) und 3,8 Prozent (Kabel Eins) stehen. Letzterem Sender gelingt es damit aber, den vermeintlich großen Bruder ProSieben zu überholen. Im Juli bringt es ProSieben nur noch auf 3,7 Prozent - 0,1 Prozentpunkte weniger als im Vormonat und ein Zehntel weniger als Kabel Eins im Juli 2020. Es ist das erste Mal in der Geschichte, dass Kabel Eins in der Monatsendabrechnung vor ProSieben landet. VOX fährt leichte Verluste ein und kommt auf 4,5 Prozent. Genau genommen beträgt das Minus aber 0,2 Prozentpunkte und nicht wie in der Grafik 0,5 Prozentpunkte, was daran liegt, dass wir bis Juni noch VOXup dazugezählt hatten. ZDFneo geht mit 3,1 Prozent einmal mehr vor RTLZWEI durchs Ziel.

14- bis 49-Jährige (Juli 2020)


14- BIS 49-JÄHRIGE (JULI)
6,3
6,6
5,7
5,9
10,8
10,4
4,9
4,6
6,7
7,2
7,6
7,3
8,4
8,7
5,5
5,6
Marktanteile in %  |  Juli 2020 gegenüber Juni 2020

Nach den enttäuschenden 10,4 Prozent im Juni geht es für Marktführer RTL im Juli auf erfreulichere 10,8 Prozent bergauf. Damit bleiben die Kölner zwar hinter ihrem eigenen Vor-Corona-Niveau zurück, verzeichnen zugleich aber den größten Anstieg der „Big Eight“. Der bessere Wert dürfte unter anderem auf die starken Wiederholungen der «Chart Show» am Freitagabend zurückzuführen sein (bis zu 17,3%), aber auch «Schwiegertochter gesucht» schaffte es am Dienstagabend immerhin auf zweistellige Quoten. Hinzu kommt, dass sich die RTL-Serien am Donnerstag ohne starke ProSieben-Konkurrenz deutlich leichter taten.

Deutlich legt sonst noch RTLZWEI zu, das sich von 4,6 Prozent auf 4,9 Prozent steigern kann. Quotentreiber waren beim Sender im Juli vor allem die Sozialdokus, wobei es «Hartz und herzlich» auf bis zu 10,5 Prozent und «Armes Deutschland» auf bis zu 9,5 Prozent brachte. Film-Klassiker wie «The Green Mile» und «Pulp Fiction» schlugen sich ebenfalls stark, genauso wie der «Kampf der Realitystars», der RTLZWEI auch im August noch einige quotenstarke Abende bescheren dürfte. Dass es trotz einiger Primtime-Highlights nicht zu mehr als fünf Prozent reichte, liegt unter anderem an den Baustellen in der Daytime, wobei vor allem der Programmslot um 16 Uhr eine regerechte Todeszone bleibt.

Genauso wie beim Gesamtpublikum legt Sat.1 auch bei den Jüngeren zu, nach 7,3 Prozent im Juni reicht es nun zu 7,6 Prozent im Juli. Ein kleines Desaster erlebt unterdessen ProSieben, das mit 8,4 Prozent auf den schlechtesten Wert seit mehr als zwei Jahren zurückfällt. Zuletzt hatte es für ProSieben im WM-Juni 2018 schwächer ausgesehen, jetzt wiederholt der Sender den Tiefstwert auch ohne ein Sport-Großereignis im Gegenprogramm. Die Gründe für das schwache Abschneiden sind vielfältig, in der Primetime fehlten dem Sender im Juli vor allem die Highlights, die die neuen Shows am Montag und Dienstagabend zumindest aus Quotensicht noch nicht darstellten. Immerhin hat ProSieben - anders als insgesamt - beim jungen Publikum noch einen Vorsprung von knapp drei Prozentpunkten auf Kabel Eins vorzuweisen. Das holt im Juli wiederum 5,5 Prozent und bestätigt damit in etwa das vergleichsweise gute Niveau des Vormonats (-0,1 Prozentpunkte).

Verluste verzeichnen unterdessen die öffentlich-rechtlichen Sender. Während das ZDF auf 5,7 Prozent abgibt (-0,2 Prozentpunkte), geht es für Das Erste um 0,3 Prozentpunkte auf 6,3 Prozent bergab - in beiden Fällen handelt es sich um Jahres-Tiefstwerte, zuletzt hatte es für die Sender im November bzw. Oktober schwächer ausgesehen. VOX geht mit 6,7 Prozent durchs Ziel und damit etwas schwächer als vor einem Monat, als 6,8 Prozent zu Buche gestanden hatten (mit VOXup 7,2%). Auch hier gilt: Große Leuchtturm-Projekte haben den Kölnern im Juli gefehlt, Verlass war dafür unter anderem auf die Tierdokus am Samstagvorabend und den Montagabend, wo «Laura & Der Wendler» und «Goodbye Deutschland» in der Spitze auf über neun Prozent gelangten.

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