Hintergrund

Die drei Quoten-Lehren aus der Corona-Krise

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Die Fernsehlandschaft wurde in den vergangenen Tagen von der Corona-Pandemie dominiert. Quotenmeter benennt die drei Trends, die sich auf dem Krisenfernsehen hervor taten.

Seit Donnerstag, den 12. März 2020, befassen sich die Medien hauptsächlich mit der Corona-Krise. Nach der Pressekonferenz von Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher schossen die Aufrufzahlen der Nachrichtenportale nach oben, die Menschen interessierten sich auch im Fernsehen immer mehr für die kommende Pandemie.

Es folgten Mitte März die bundesweiten Schulschließungen, Montag darauf kündigte CSU-Chef Söder einen bayernweiten Shutdown an, ehe nur wenige Tage später Ausgangsbeschränkungen folgten. Das Kontaktverbot setzte vor rund zehn Tagen ein, das Bundeskanzlerin Merkel am 22. März verhängte. Die Zahlen der Corona-Infizierten stiegen in der Zeit deutlich, die Medien reagierten. Neben zahlreichen Sondersendungen traute sich RTL eine Skype-Sendung mit Thomas Gottschalk, Oliver Pocher und Günther Jauch täglich um 20.15 Uhr zu senden. Doch dieser Versuch wurde nach drei von fünf geplanten Sendungen abgebrochen.

Lehre Nr. 1: Alle Sender profitieren vom öffentlichen Shutdown
Seitdem Bundeskanzlerin Angela Merkel den Menschen klar machte, dass sie auf Treffen mit Freunden und Bekannten verzichten sollen und sämtliche Geschäfte mit Kundenverkehr mit Ausnahme von Betrieben, die für das öffentliche Leben unerlässlich sind, schließen müssen, beschäftigen sich die Menschen vermehrt mit dem Fernsehen und Streaming, wobei keine offiziellen Zahlen von Amazon, Netflix, TV Now & Co. bekannt sind.

Fast alle Formate im deutschen Fernsehen verzeichnen höhere Reichweiten. Allerdings werden Formate, die vorher schon schlecht liefen, keine Erfolgsshows. So konnte die Reality-Show «Big Brother» leicht steigende Reichweiten vorweisen, allerdings nicht übermäßig hoch. Die Sendung bleibt weiterhin ein Misserfolg. Die ZDF-Serie «Blutige Anfänger» verzeichnete zuletzt deutlich bessere Zahlen, die Marktanteile blieben allerdings auf dem leicht unterdurchschnittlichen Niveau. Dieses Bild zieht sich durch die gesamte Medienlandschaft.

Lehre Nr. 2: Zuschauer wollen Corona-Nachrichten – aber keine Corona-Shows
Durch die weltweite Corona-Pandemie erfahren die Nachrichtenangebote der deutschen Sender sehr hohe Reichweiten. Die «Tagesschau» verzeichnete am Sonntag, den 22. März, beispielsweise alleine im Ersten über zwölf Millionen Zuschauer. Die Magazine vom Ersten, die regulär um 21.45 Uhr auf Sendung gehen, kommen oft nach «ARD Extra» und erleben einen Quotenboom. Selbst die «Sat.1 Nachrichten» verzeichnen deutlich mehr Zuschauer.

Neben den Nachrichten nahmen zahlreiche Sender auch Corona-Shows ins Programm auf. Das prominenteste Beispiel war die «Quarantäne-WG» von RTL, die eigentlich mindestens fünf Mal um 20.15 Uhr auf Sendung gehen sollte. Allerdings rutschten die Reichweiten und Quoten innerhalb von drei Episoden so stark ab, dass die letzten zwei Ausgaben gestrichen wurden. Die Sat.1-Show «Luke, allein zuhaus» ist ebenso ein Flop wie die Mark-Foster-Show bei VOX. «Live aus der Forster Straße» holte am Mittwoch zwischen 15.00 und 00.00 Uhr die niedrigste Reichweite von VOX.

Lehre Nr. 3: Hochwertige Ablenkung, bitte!
Die Entertainment-Shows zur Corona-Krise sind nicht gefragt. Die deutschen Fernsehzuschauer wollen sich nach dem Konsumieren der Nachrichten gerne ablenken lassen. Shows wie «The Masked Singer» und «Die Höhle der Löwen» legten deutlich zu. Auch «Let’s Dance» bei RTL kann sich weiterhin sehen lassen. Der Sat.1-Neustart «Promis unter Palmen – Für Geld mache ich alles!» kam genau zur richtigen Zeit.

Zusätzlich profitieren auch die kleineren Sender. Die Spielfilme bei VOX, kabel eins, Nitro, ProSieben Maxx laufen prima. Die kleinen TV-Stationen können ebenso überzeugen wie ProSieben beispielsweise mit «Star Wars». Dieser Trend wird sich fortsetzen, denn das Spielfilm-Angebot der Sender ist überzeugend.

Die Zuschauer haben gesprochen: Wir möchten harte Corona Nachrichten – danach aber bitte gute Unterhaltung!

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