Interview

Janina Fautz: 'Generell sind die «Tatort»-Rollen die, auf die ich am häufigsten angesprochen werde'

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Die «Meine teuflisch gute Freundin»-Darstellerin spielt in der 13th-Street-Serie «Prost Mortem» eine zynische Kellnerin unter Mordverdacht. Mit uns spricht sie über ihre Rollenauswahl und das Ausbalancieren von Tonfällen.

Du wirst derzeit alterstechnisch querbeet besetzt: Allein vergangenes Jahr sah man dich als Teenager, junge Erwachsene, die noch bei Mama lebt und als gestandene, auf eigenen Beinen stehende Frau …
Stimmt, beim Spielalter habe ich derzeit eine ziemlich große Bandbreite – und nicht nur beim Alter darf ich vieles bedienen, sondern auch bezüglich der Charaktertypen. Darüber bin ich wirklich sehr froh, denn so kann ich mich an sehr unterschiedlichen Stoffen probieren. Mir macht das großen Spaß.

Du hast also nicht den Gedanken: "Warum sehen Leute mich immer noch als Teenie?!" ...
Nein, generell nicht. Wenn ich mich für eine Rolle entscheide, achte ich nicht so sehr auf deren Alter, sondern vor allem darauf, ob mich die Figur reizt – und wenn man mir sehr verschiedene Alter abnimmt, umso besser. Das vergrößert die Bandbreite an Angeboten, für die ich in Frage komme.

Wenn ich mich für eine Rolle entscheide, achte ich nicht so sehr auf deren Alter, sondern vor allem darauf, ob mich die Figur reizt – und wenn man mir sehr verschiedene Alter abnimmt, umso besser. Das vergrößert die Bandbreite an Angeboten, für die ich in Frage komme.
Janina Fautz
Und es verhindert Typecasting.
Ja! Das Verwandeln in verschiedene Typen ist es ja, was mich an dieser Arbeit so sehr reizt. Es bedeutet, dass jeder Dreh eine neue Herausforderung bereithält – und das finde ich spannend!

Gibt es eine Art von Rolle, die du auf gar keinen Fall annehmen würdest?
Nein – zumindest würde mir gerade nichts einfallen, dass ich kategorisch ausschließen würde.

Schurkenrollen zum Beispiel haben ja bei manchem Schlag Schauspieler ein Stigma.
Das kann ich tatsächlich überhaupt nicht verstehen, denn oft sind das doch die spannendsten Figuren! Beispielsweise meine Rolle im «Tatort: KI» kann man schon fast als "Bösewicht“ bezeichnen, und die zu spielen hat auf jeden Fall großen Spaß gemacht … (lacht)

Wenn du ja keine Art Rolle kategorisch ausschließen würdest: Was ist es, das dich dazu bewegt, eine Rolle auszuwählen?
Ich habe dafür kein unumstößliches Rezept. Es ist stets das Zusammenspiel zwischen Geschichte und Rolle. Ich suche nicht nach einem bestimmten Element in den Figuren, die mir zur Auswahl stehen. Es ist eher ein Bauchgefühl: Wenn ich beim Lesen des Drehbuchs spontan Lust bekomme, die Rolle zu spielen, dann spreche ich mit meiner Agentur darüber. Und dann überlegen wir gemeinsam, ob das gerade passt. So lief es auch bei «Prost Mortem» ab. Das Drehbuch war einfach großartig geschrieben und die Rolle wirklich spannend und mit vielen verschiedenen Facetten. Da war für mich gleich klar, dass ich dies auf jeden Fall zusagen werde.

Die Tonalität von «Prost Mortem» zu treffen, stelle ich mir schwer zu spielen vor – es ist lustig, aber in einem beiläufig-schwarzhumorigen Stil, es gibt wenige "klare" Pointen. Ist man bei so etwas besonders auf die Regie angewiesen?
Es ist auf jeden Fall ein Miteinander. Michael Podogil, der Regisseur, hatte eine sehr genaue Vorstellung davon, was er wollte, und er konnte sie uns auch sehr detailliert vermitteln. Gleichzeitig hatte er immer ein offenes Ohr, wenn wir meinten, etwas auf andere Art versuchen zu wollen. Das war eine sehr angenehme Herangehensweise – obwohl wir unter großem Zeitdruck standen, wirkte es am Set nie gehetzt. Außerdem ist es, finde ich, sowieso nicht möglich einen Witz oder eine Pointe zu spielen. Wenn etwas gut geschrieben ist, muss man seine Figur mit ihren Gedanken und Emotionen einfach ernst nehmen, der Witz kommt dann von alleine.

Bis jetzt hat es mich nicht hinter die Kamera gezogen – es gibt durchaus viele in meinem Metier, die anfangen, zu schreiben, zu produzieren oder Regie zu führen. Ich bin aber momentan glücklich damit, dass ich überhaupt so viel spielen darf, dass es mich nicht woanders hinzieht.
Janina Fautz
Würde es dich reizen, selber hinter die Kulissen zu wechseln?
Bis jetzt hat es mich nicht hinter die Kamera gezogen – es gibt durchaus viele in meinem Metier, die anfangen, zu schreiben, zu produzieren oder Regie zu führen. Ich bin aber momentan glücklich damit, dass ich überhaupt so viel spielen darf, dass es mich nicht woanders hinzieht.

Obwohl du schon eine lange Zeit vor der Kamera stehst, hast du dich bislang sehr erfolgreich aus den Klatschblättern raus halten können. Ich denke, da beneiden dich manche Kolleginnen, denn ich weiß, dass nicht alle, über die ständig im Boulevard berichtet wird, das auch wollen. Im Namen derer frage ich: Wie machst du das? (lacht)
An sich merke ich jetzt erst, dass dem so ist! (lacht) Stimmt, Berichte über mich spielen sich fast ausschließlich auf der beruflichen Ebene ab. Da habe ich wohl einfach Glück gehabt. (lacht) Ich habe jedenfalls keine Taktik, die ich gezielt anwende, um mein Privatleben aus den Medien zu halten, aber ich antworte auch nicht völlig freimütig auf private Fragen. Hoffentlich hält sich das so. (lacht)

Zum Abschluss möchte ich um ein Update bitten: Ich habe ein älteres Interview gelesen, in dem du meintest, in der Öffentlichkeit vor allem als "das Mädchen mit den blauen Haaren" angesprochen zu werden. Hat sich das mittlerweile verlaufen?
Nein, das ist weiterhin die Rolle, auf die mich die meisten ansprechen. Generell sind die «Tatort»-Rollen die, auf die ich am häufigsten angesprochen werde. Drei habe ich bisher gedreht, einmal München, einmal Schwarzwald und dann Münster, wo ich die blauen Haare hatte. Und ich merke seither nicht nur, wie viele Leute den «Tatort» schauen, sondern auch, wie sehr so ein auffälliges Äußeres beeinflusst, ob sich das Publikum an dein Gesicht erinnert. (lacht)

Von Kindern werde ich aber zunehmend auf «Meine teuflisch gute Freundin» angesprochen, wobei mich sehr für den Film freut, dass er sein Publikum findet. Ich bin nun sehr gespannt, was nach «Preis der Freiheit» passiert. In dem ZDF-Dreiteiler hatte ich das Glück, unter anderem an der Seite von Nadja Uhl, Barbara Auer, Nicolette Krebitz und Oliver Masucci spielen zu dürfen.

Vielleicht verdrängt das ja dann "das Mädchen mit den blauen Haaren" aus dem öffentlichen Bild von dir.
Ja, genau, mal schauen! (lacht)

Vielen Dank für das Gespräch.

«Prost Mortem» ist am 9. und 16. Oktober 2019 um 21 Uhr bei 13th Street zu sehen, «Preis der Freiheit» vom 4. bis zum 6. November ab 20.15 Uhr im ZDF.

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