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Rocko und Co. bei Netflix – kommt das Nickelodeon-Revival?

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Mit «Rockos modernes Leben» kehrt ein Kult-Cartoon auf die Bildschirme zurück – und das gewaltig. Über die großen Nickelodeon-Serien der 90er Jahre und ihr mögliches Comeback im neuen Fernsehzeitalter.

Crew «Rockos modernes Leben: Alles bleibt anders»

  • Idee: Joe Murray
  • Autoren: Mr. Lawrence, Joe Murray, Martin Olson
  • Stimmen: Carlos Alazraqui, Tom Kenny, Mr. Lawrence, Charlie Adler
  • Ausf. Produzent: Joe Murray
  • Produktion: Joe Murray Prod., Nickelodeon Entertainment Studio
  • Dauer: 45 Min.
Es fühlt sich so an, als sei diese Serie nie weggewesen. Kaum sind mehr als 20 Jahre vergangen, flimmert «Rockos modernes Leben» wieder über die Bildschirme. Die Serie, die in den 90er Jahren für das moderne Zeichentrick-Fernsehen stand, für Meta-Humor und popkulturelle Anspielungen auf bestem Niveau. Eins vorweg: Diese Qualität hat auch das neue Rocko-Special beibehalten, das auf Netflix verfügbar ist. Einziges Manko: Die deutschen Synchronstimmen haben gewechselt.

In «Rockos modernes Leben: Alles bleibt anders» kehren die drei Freunde Rocko, Heffer und Filburt zurück auf die Erde – im damaligen Serienfinale waren sie samt Rockos Haus ins Weltall katapultiert worden. Seitdem hat sich vieles verändert, wie die drei feststellen: Internet, Smartphones, 3D-Kino… Während Heffer und Filburt vom neuen Alltag begeistert sind, kann sich Rocko mit dem 21. Jahrhundert nicht anfreunden. Das Einzige, was ihn erheitern kann, sind die „Fatheads“ – seine alte Lieblingsserie im Fernsehen, die allerdings längst abgesetzt ist. Rocko macht es sich zur Mission, die Serie wieder aufleben zu lassen und spannt dafür seinen alten Nachbarn Ed Bighead ein.

Die Storyline um die Rückkehr einer alten Serie ist natürlich nicht zufällig gewählt. Die Anspielungen auf misslungene Revivals, plötzliche neue Zeichentrick-Stile oder CGI sind auch ein Plädoyer dafür, dass man nicht immer gewaltsam viele Dinge ändern muss, um eine gute Serie zurückzuholen. «Rockos modernes Leben» macht es mit seinem Special vor: Der alte Zeichenstil wurde beibehalten, die Atmosphäre von früher wird genial eingefangen, da auch die Charakterisierungen der Figuren nicht verändert wurden. Bis auf eine große Ausnahme: Ed Bigheads Sohn Ralph spielt eine zentrale Rolle im Special, da er der Erfinder der damaligen „Fatheads“-Serie ist und deren Revival in die richtigen Bahnen lenken soll. Ralph ist damals allerdings ausgewandert – und als Rocko ihn findet, offenbart ihm Ralph, transgender zu sein und Rachel zu heißen.

«Rockos modernes Leben»: Über das Glück von Veränderung


Die Chancen und Herausforderungen von Veränderungen werden so zum zentralen Thema des neuen Rocko-Fernsehfilms. Vater Ed Bighead hat Probleme, die Veränderungen seines Kindes zu akzeptieren. Rocko hat Probleme, die neuen Technologien im 21. Jahrhundert zu akzeptieren und wünscht sich einfach nur seine alte Fernsehserie zurück. Am Ende aber steht die Botschaft, dass Veränderungen notwendig sind, um glücklich zu werden. So schafft es «Rockos modernes Leben», inmitten einer gewohnten alten Verpackung die Grenzen zu verschieben – denn eine so weitreichende transgender-Storyline ist kein Alltag im Zeichentrickfernsehen.

Serienerfinder Joe Murray hatte die Idee um diese progressive Storyline schon bei der damaligen 90er-Serie im Kopf. Möglicherweise ist das bereits 2017 produzierte «Rocko»-Special deshalb auch auf Netflix gelandet und nicht bei Nickelodeon selbst ausgestrahlt worden – ein Jahr nach dem geplanten Veröffentlichungsdatum. Die Produzenten selbst haben gesagt, dass man im Streaming mehr Möglichkeiten und Freiheiten habe, Geschichten zu erzählen.

Murray selbst spricht davon, dass es für das «Rocko»-Special bei Netflix gut laufe und die Kritiker und Zuschauer zufrieden seien. Wie wahrscheinlich also ist es, dass weitere Nick-Serien mit Revivals folgen werden oder gar neue Staffeln entstehen? Gleichzeitig mit dem «Rocko»-Film wurde ein weiteres Special der Serie «Invader Zim» produziert, das ebenfalls bei Netflix verfügbar ist. Der Nick-Mutterkonzern Viacom sieht diese Filme ganz offensichtlich als Testballons. Mit der Veröffentlichung bei Netflix hat man allerdings auch ein wenig die Kontrolle an den Streaming-Giganten abgegeben. Netflix ist bekannt dafür, alte Kult-Serien wieder aufleben zu lassen – allerdings selbst produziert und in Eigenregie. In einigen Ländern hat Netflix bereits zahlreiche alte Nick-Serien im Portfolio. Die Abrufzahlen sind offenbar gut – ansonsten hätte sich der Streamer gar nicht erst an den Kauf der neuen Specials gewagt.

Nickelodeon wiederum weiß um den Wert seiner alten Kult-Formate. Diese sind in den vergangenen Jahrzehnten nicht schlecht gealtert, im Gegenteil. Die 90er-Nicktoons wie «Doug» (das später von Disney produziert wurde), «Ren und Stimpy» oder «Hey Arnold» haben eine große Fangemeinde und wurden immer mal wieder neu aufgelegt oder für Revivals ins Gespräch gebracht – zumeist ohne Erfolg. Aber Rocko hat es spätestens im Special gelehrt: Der Alltag hat sich verändert. Mit Streaming sind die Chancen gestiegen, dass wir bald weitere Nick-Klassiker auf dem Bildschirm erleben.

«Rockos modernes Leben: Alles bleibt anders» und «Invader Zim: Enter the Florpus» sind bei Netflix verfügbar.


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