Meinungen

So verlieren wir den Kampf gegen Fake-News

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Für das Verbreiten von Inhalten in sozialen Netzwerken gibt es strikte Regeln, die in manchen Fällen auch haarklein eingehalten werden müssen. Die Umsetzung in der Praxis treibt aber seltsame Blüten. Ein Kommentar.

Steckbrief

Manuel Weis ist seit 2006 bei Quotenmeter und seit 2007 verantwortlicher Chefredakteur. Er ist somit in allen Bereichen der Seite im Einsatz. Nebenberuflich arbeitet er als freier Sportreporter mit Schwerpunkt auf Fußball, Eishockey und Boxen.
Falsche strategische Entscheidungen werden dazu führen, dass der Kampf gegen so genannte Fake News weltweit nicht gewonnen werden kann. Längst hat sich die bewusste Verbreitung von falschen, meist besonders links oder rechts gerichteten Nachrichten, zum massiven Problem entwickelt, das die Atmosphäre weit über die deutschen Grenzen hinaus vergiftet.

Konnte man früher die Hauptinformations-Quellen von Menschen, etwa das Radio, die Zeitung oder den Fernseher mit ihren jeweils dahinter stehenden Reaktionen als Art Kläranlage bezeichnen, weil dort Menschen arbeiten, die gelernt haben, Verantwortung zu tragen und im Umfang mit Nachrichten geschult sind, bietet das Internet und ganz speziell auch eine Social-Media-Plattform wie Facebook inzwischen jedem die Möglichkeit, seine Wahrheit in die Welt zu schreien.

Mit den bekannten Auswüchsen: Längst haben sich bei Facebook und Co. echte Blasen gebildet: Ecken in dem sozialen Netzwerk, wo Fremdenhass munter vor sich hin wuchern kann. Klassische Fake-News sind dort inzwischen von echten Nachrichten kaum mehr zu unterscheiden. Mark Zuckerberg weiß das - sein Anliegen ist es zuletzt zwar gewesen, dass User des Dienstes wieder mehr von ihren Freunden sehen, dass sie wieder mehr Vertrauen in Facebook gewinnen sollen. Er sprach sich aber auch dafür aus, dass sein Dienst nicht alles rigoros löschen soll und begründete dies damit, dass seinen Usern eben auch mal Fehler passieren würden. Selten hat jemand die bewusste Verbreitung von hetzerischem Material blumiger umschrieben.

Natürlich: Die freie Meinungsäußerung ist ein hohes Gut - und sie sollte es überall auf der Welt sein. Aber sie hat Grenzen. Die zieht Facebook - und ebenso auch Dienste wie YouTube - in anderen Bereichen erstaunlich schnell. Jüngst machte Tele5, sehr medienwirksam, darauf aufmerksam, dass man seine Aktivitäten beim Dienst YouTube beende. Der Grund war ein vom Sender hochgeladenes Video, in dem für eine sehr kurze Zeit eine nackte Brust zu sehen war. Auf sexuelle Inhalte reagiert der Google-Konzern, zu dem YouTube gehört, seit einiger Zeit sehr empfindlich. Auch das ist prinzipiell richtig, nicht aber so, wie es durchgeführt wird. Während eine nackte Brust prompt zur Löschung eines ganzen Videos führt, können rechte Zündler also weiter ihr Unwesen im Netz treiben und somit die Zukunft unseres Landes gefährden. Google und Facebook schauen zu.

Wer also mehr Angst vor Brüsten als vor rechter Hetze hat, lebt in einer eigenartigen Welt. Und die wird deshalb noch geraume Zeit mit Fake News leben müssen. Vielleicht ist es erst die nächste Generation, die mit dieser Art von Medien besser umgehen kann. Weil sie es jetzt schon lernen. Kindergärten und Kita’s fangen schon bei den Kleinsten an, auf den richtigen Umfang mit und in sozialen Medien hinzuarbeiten. Für die heute Großen bringt das aber schon nichts mehr.

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