Die Kino-Kritiker

«How To Party With Mom» - Die McCarthy kann's nicht lassen

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In «How To Party With Mom» geht die Comedy-Ikone Melissa McCarthy unter der Leitung ihres Ehemannes und Regisseurs Ben Falcone zurück aufs College und macht hier einen feuchtfröhlichen Abschluss.

«How To Party With Mom»

  • Start: 5. Juli 2018
  • Genre: Komödie
  • Laufzeit: 105
  • FSK: 12
  • Kamera: Julio Macat
  • Musik: Film Eisler
  • Buch: Ben Falcone, Melissa McCarty
  • Regie: Ben Falcone
  • Darsteller: Melissa McCarthy, Matt Walsh, Molly Gordon, Gillian Jacobs, Jacki Weaver, Ben Falcone, Maya Rudolph
  • OT: Life of the Party (USA 2018)
Mit der sich steigernden Berühmtheit von Comedy-Ikone Melissa McCarthy sah sich ihr Ehemann und Schauspieler Ben Falcone («Spy – Susan Cooper Undercover») irgendwann dazu berufen, die Filme für seine Gattin direkt selbst zu inszenieren. Das ging mit «Tammy – Voll abgefahren» und «The Boss» dann auch direkt in die Hose, ist aber noch lange nicht vorbei, denn nach «How To Party With Mom» soll im kommenden Jahr bereits die nächste McCarthy-Falcone-Kollaboration namens «Superintelligence» folgen. Da McCarthy in all diesen Filmen auch selbst für das Drehbuch verantwortlich zeichnete, sollte man eigentlich erwarten, dass sie sich die Gags und Pointen selbst auf den Leib schneidert. Doch so richtig lustig war die Oscar-nominierten Schauspielerin (2012 für «Brautalarm») eigentlich immer nur dann, wenn die One-Liner von jemand Anderem kamen.

«How To Party With Mom», der in den USA den Titel «Life of a Party» trägt, bildet da durchaus eine Ausnahme, denn im Gegensatz zu «Tammy» und «The Boss» ist die College-Comedy in den schwachen Phasen „nur“ langweilig und nicht etwa ätzend-nervig. In ihren Höhepunkten kann man sogar hier und da mal über ganz charmante Ideen schmunzeln, die in erster Linie mit Nebenfiguren zu tun haben. Doch leider übernehmen die schwachen Phasen irgendwann die Oberhand und eine Einzelszene tendiert mit ihrem unangenehmen Slapstick dann auch direkt wieder in Richtung unerträglich.

Zurück auf's College


Als der Ehemann Dan (Matt Walsh) ihr den Laufpass gibt, wagt die langjährige ergebene Hausfrau Deanna (Melissa McCarthy) einen Neuanfang und geht wieder aufs College… mit dem Jahrgang ihrer Tochter Maddie (Molly Gordon) und vielen ihrer Freundinnen. Deanna taut bald immer mehr auf und stürzt sich als Dee Rock sehr selbstbewusst kopfüber ins Campus-Leben voller Spaß und Studentenparties. Außerdem knüpft sie Freundschaften und wird zum Objekt der Begierde für junge Männer, die ihre Söhne sein könnten. Auf diese Weise entdeckt sie ihr wahres Selbst in einem Abschlussjahr, das keiner so erwartet hätte, das mit einer riesigen Party endet, um zu sichern, dass Deanne auch wirklich bis zu den Prüfungen auf dem College bleiben kann…

Eine Sache muss man «How To Party With Mom» lassen: Die allzu offensichtlichen Gags spart das Skript, auch hier von Ben Falcone und Melissa McCarthy selbst verfasst, aus. Wenn eine Mutter wieder aufs College geht und sich sogar dasselbe Studienjahr mit ihrer jüngst flügge gewordenen Tochter teilt, sind Peinlichkeiten eigentlich vorprogrammiert – und als vielmehr als den tumb von einem Fettnäpfchen ins nächste tretenden Tollpatsch hat man McCarthy in ihren vergangenen Filmen nun mal nicht besetzt. In «How To Party With Mom» ist das ein wenig anders: Auch wenn ihre Figur der Deanne zu Beginn noch wie ein unattraktives Mütterchen herumläuft und dadurch prompt zwanzig Jahre älter aussieht, hält sie sich damit zurück, es ihrer Tochter besonders schwer zu machen. Das Höchste der Gefühle ist ihr plötzliches Auf-der-Matte-Stehen vor dem Hause des Studentenwohnheimes, als sie mit selbst gebackenen Küchlein ihre Tochter mitsamt Freundinnen auf ihre Seiten ziehen will.

Da das dann auch bemerkenswert gut funktioniert und sie all die jungen Mädels rasend schnell auf ihre Seite zieht, fallen gewisse Gag-Muster in «How To Party With Mom» schon mal flach – und spätestens, wenn ihre Tochter das unauffällige Mauerblümchen mit ein paar zu wenigen Handgriffen (das Umstyling dauert im Film ein paar Minuten, in Wirklichkeit bräuchte es dafür mehrere Stunden, aber geschenkt) in eine attraktive Frau verwandelt, ist Deanne endgültig im Studentenleben angekommen – einschließlich ehrlich an ihr interessierter Verehrer.

In den besten Fällen charmant, in den schlechtesten langweilig


Solange «How To Party With Mom» einfach nur davon erzählt, wie sich eine frisch getrennte Hausfrau mithilfe eines neuen Lebensentwurfs – Deanne will über das College nicht nur ihrer Tochter näher sein, sondern sich in erster Linie den Traum vom in jungen Jahren zu früh aufgegebenen Abschluss erfüllen – Unabhängigkeit erarbeitet und dadurch neuen Lebensmut gewinnt, kann die Komödie vorwiegend mit Herz und Charme punkten. Kommt Falcone allerdings seinem Auftrag nach, hier auf Teufel komm raus Gags in die Handlung einzubauen, wird aus der warmherzigen Selbstverwirklichungsgeschichte plötzlich eine von unzähligen, lahmen College-Komödien – mit einem völlig missglückten Referat, in dem McCarthy erst die Schweißperlen in Litern vom Körper tropfen und sie anschließend kollabiert, als traurigem Höhepunkt, der dem sympathischen Storyaufbau so gar nicht gerecht wird. Hinzu kommen austauschbare Partyszenen, die auch von dem Cameo eines echten Mega-Stars im Finale des Films nicht aufgewertet werden können, sowie allerlei im Nichts endender One-Liner, von denen sich die Autoren offenbar erhofft haben, sie würden alleine deshalb zünden, weil sie von Melissa McCarthy ausgesprochen werden.



Doch obwohl die 47-jährige Schauspielerin hier einen soliden Job macht, bei dem sie sich einmal mehr nicht zu fein ist, auch durchaus entwürdigende Szenen mit absoluter Konsequenz durchzuziehen, sind es in erster Linie Nebencharaktere, die in «How To Party With Mom» punkten können.

Die unaufgeregte Selbstverständlichkeit, mit der der hochattraktive Student Jack (Luke Benward) der mehr als doppelt so alte Deannen den Hof macht, ist schon allein aufgrund der Konstellation sehr amüsant. «Community»-Star Gillian Jacobs hat dank ihrer Rolle – einer acht Jahre lang im Koma gelegenen Nachzügler-Studentin – einige der besten Gags auf ihrer Seite und blickt man erst in Deannes Familienleben, kommen mit (Ex-)Mann Dan (Matt Walsh) und seiner neuen Freundin Marcia (Julie Bowen) noch einige amüsant geschriebene Nebenfiguren hinzu. Dabei umgibt diese Patchwork-Konstellation nicht bloß ein Geheimnis, das in einer der besten Szenen des Films sehr prompt und unerwartet aufgelöst wird, auch die Vorbereitungen auf die anstehende Hochzeit zwischen Dan und Marcia bilden mit einer wilden Zerstörungsorgie bei der Trauzeremonie ein Highlight des Films. Und wer will es Deanne schon verübeln, wenn diese überall lesen muss, ihr Ex würde mit einer neuen Ehefrau sein Leben upgraden.

Schade ist nur, dass es bei solchen Einzelszenen bleibt, die «How To Party With Mom» punktuell aufwerten können, denen mindestens genauso viele missglückte Momente gegenüberstehen. Am Ende wird aus der Komödie nur eine von vielen – aber immerhin keine, die ernsthaft auf die Nerven geht. Für Melissa McCarthy und Ben Falcone ist das ein großer Schritt nach vorne.

Fazit


Von den bisherigen Falcone-McCarthy-Komödien ist «How To Party With Mom» die beste. Hinter den besten Arbeiten des Comedy-Stars hängt der in den besten Momenten durchaus warmherzige Film über eine sich selbst verwirklichende Frau allerdings immer noch weit zurück.

«How To Party With Mom» ist ab dem 5. Juli bundesweit in den deutschen Kinos zu sehen.

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